Warum ist das harmlose Virus so gefährlich?
Viele fragen mich, was es mit dem Corona-Virus auf sich hat. Hier eine kurze Einschätzung der aktuellen Situation aus medizinischer Sicht.
Ein Kommentar von Dr. Günther Malek
Viele fragen mich, was es mit dem Corona-Virus auf sich hat. Hier eine kurze Einschätzung der aktuellen Situation aus medizinischer Sicht.
Ein Kommentar von Dr. Günther Malek
Viele Freunde und PatientInnen fragen mich in den letzten Tagen: „Was hat es mit dem Coronavirus auf sich?“ 700 Erkrankte in Österreich hören sich nicht so schlimm an. Ja, für 85 % der Menschen ist die Corona-Viruserkrankung, Covid-19, eine harmlose milde Infektion mit Husten und Kopfschmerzen.
Statistisch gesehen erkranken 10 % schwer und circa 5 % aller Erkrankten benötigen eine intensivmedizinische Versorgung mit Beatmung. Das kann auch junge und gesunde Menschen treffen.
Das Virus breitet sich schneller als ursprünglich gedacht aus. Alle 2-3 Tage verdoppelt sich die Zahl der Infizierten. Das klingt bei 100 Erkrankten nicht so schlimm. Bei größeren Zahlen sieht das anders aus: Wenn am Montagmorgen 10.000 Österreicher infiziert sind, sind es am Mittwochabend 20.000 und Samstagfrüh 40.000 Infizierte - eine bereits nicht mehr beherrschbare Anzahl.
Erkranken zu viele Menschen gleichzeitig, würde unser Gesundheitssystem überfordert sein und nicht alle schwer Erkrankten könnten eine passende Betreuung bekommen. Das geschieht zurzeit in Italien.
Darum sind die gesetzten Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung absolut sinnvoll: Alle nicht notwendigen Sozialkontakte sollen reduziert werden. Eine Reduktion der Sozialkontakte um 25 % kann die Ausbreitung um bis zu 40 % eindämmen. Die Maßnahmen greifen allerdings erst 7 - 10 Tage versetzt.
In Österreich sind zurzeit 700 Menschen sicher an Covid-19 erkrankt. Rechnet man eine (vorsichtige) Dunkelziffer von 25 - 50 % sind es vermutlich 1000- 1400 erkrankte Menschen. Diese Menschen haben sich bereits 1 bis 2 Wochen vor Ausbruch der Erkrankung angesteckt. Seither hat sich die Infektion jedoch weiter ausgebreitet und die Zahl der Infizierten hat sich alle 2 bis 3 Tage verdoppelt. Bei 3 bis 4 Verdopplungszyklen müssen wir derzeit von 8.000, im schlimmsten Fall 22.400, bereits Infizierten in Österreich ausgehen, die in den kommenden 10 Tagen erkranken werden.
In Österreich verfügen wir über circa 2.400 Intensivbetten, von denen nach Expertenmeinung etwa 20 % frei sind und weitere 10 % durch diverse Maßnahmen freigemacht werden könnten. Das wären im besten Fall zusätlich 720 Intensivbetten.
Bei 10.000 Erkrankten würden 5 %, also 500 Menschen, ein Intensivbett benötigen. Wie wir sehen können, wäre die Grenze bald erreicht. Nahezu alle Menschen, die ein Intensivbett bräuchten und nicht bekommen, werden an Atemnot sterben. Eine Albtraumvorstellung für uns Ärzte, die in Italien bereits Realität ist.
Darum sind die von der Regierung gesetzten Maßnahmen absolut sinnvoll. Sollten sie sich im Nachhinein als zu überzogen herausstellen, müssen wir froh sein eine Katastrophe verhindert zu haben.
Wenn nicht stark genug reagiert wird, breitet sich das Virus weiter aus und die anschließend notwendigen Maßnahmen werden wesentlich härter sein: Unsere Krankenhäuser könnten nicht mehr alle Menschen adäquat versorgen. Die Sterblichkeit würde um mindestens das 10-fache von 0, 5 auf 5 % steigen und es würde ein Vielfaches der heutigen Maßnahmen kosten.
Daher ist es für uns alle wichtig, die Vorsorge-Maßnahmen einzuhalten und mitzuhelfen, die weitere Ausbreitung zu stoppen. Auch wenn das persönliche Risiko derzeit gering scheint, ist das unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und unseren Mitmenschen. Ich muss dranbleiben und meiner mitunter sehr hartnäckigen 12-jährigen Tochter immer wieder erklären, warum sie in der schulfreien Zeit keine Freundinnen treffen darf; denn es könnte uns alle treffen: Wir könnten vor der Intensivstation mit Atemnot stehen und es hieße dann: „Tut uns leid, wir sind voll.".
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